Auf dem Markt gibt es zahlreiche Stromanbieter und unzählige Stromtarife. Wer sich mit der Materie ein wenig näher beschäftigt, wird zwangsläufig auch auf Tarife ohne Grundgebühr stoßen.
Diese sind in manchen Fällen durchaus sinnvoll, denn bei einem unregelmäßigen Stromverbrauch kann ein Stromvertrag ohne Grundgebühr mitunter günstiger sein. Das ist jedoch nicht immer und in jedem Fall so.
Sie sollten daher auf jeden Fall gut vergleichen und alternative Standarttarife zum Vergleich hinzuziehen. Welche Tarifvariante die optimale Wahl ist, hängt immer vom individuellen Jahresverbrauch ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Stromverträgen setzt sich der Preis standartmäßig aus den zwei Kostenvariablen Grundpreis und Arbeits- oder Verbrauchspreis zusammen.
- Über den Grundpreis rechnen die Stromanbieter alle Fixkosten ab, die ihnen im Rahmen der Strombereitstellung entstehen. Der Grundpreis besteht daher aus einem festgelegten Betrag, der monatlich gezahlt wird. Auch wenn Sie über einen längeren Zeitraum keinen Strom verbrauchen, fällt der Grundpreis dennoch in jedem Monat des Jahres an.
- Für Gebäude, Nebengebäude oder Wohnungen, in denen nicht regelmäßig Strom verbraucht wird, kann sich daher ein Stromvertrag ohne Grundgebühr lohnen.
- In Tarifen ohne Grundgebühr werden die Fixkosten jedoch über einen höheren Arbeitspreis abgerechnet. Dennoch empfiehlt es sich auch bei unregelmäßigem Stromverbrauch alternative Standarttarife zu vergleichen, denn die Höhe des Arbeitspreises richtet sich nach dem Jahresverbrauch. Je geringer der Jahresverbrauch, desto höher wird der Arbeitspreis. Ein Stromtarif ohne Grundgebühr ist daher nicht immer die günstigste Variante.
Was ist ein Stromtarif ohne Grundgebühr?
Im Gegensatz zu den Standartstromtarifen besteht ein Stromtarif ohne Grundgebühr nur aus einer Kostenvariablen – den Verbrauchskosten. Bei einem Tarif ohne Grundgebühr zahlen Sie also nur für den tatsächlich von Ihnen verbrauchten Strom. Verbrauchen Sie in einem Monat einmal weniger Strom, zahlen Sie in diesem Monat auch entsprechend weniger.
Standartstromtarife bestehen indes aus der Grundgebühr, welche verbrauchsunabhängig ist und den verbrauchsabhängigen Verbrauchs- oder Arbeitskosten.
Die Grundgebühr dient in Standarttarifen dazu die fixen Kosten des Stromanbieters für die Bereitstellung des Stroms zu decken. Bei einem Stromtarif ohne Grundgebühr rechnet der Anbieter diese fixen Bereitstellungskosten über einen höheren Verbrauchspreis ab. Es ist also nicht so, dass bei Tarifen ohne Grundgebühr ausschließlich die verbrauchten Kilowattstunden Strom bezahlt werden müssen.
Die Abrechnung ist bei einem Stromtarif ohne Grundgebühr jedoch wesentlich einfacher für den Verbraucher zu durchschauen. Da bereits alle anfallenden Kosten für den Stromverbrauch im Verbrauchspreis berücksichtig werden, ergeben sich die Stromkosten ganz einfach nur durch die Multiplikation der verbrauchten Kilowattstunden mit dem vereinbarten Verbrauchspreis.
Für wen sind Tarife ohne Grundgebühr geeignet?
Mitunter werden Stromverträge ohne Grundgebühr als besonders lohnenswert für Verbraucher dargestellt. Das ist jedoch bei weitem nicht immer so. Stattdessen lohnt sich ein Stromtarif ohne Grundgebühr in den meisten Fällen nicht und ist nur bei bestimmten Verbrauchsgewohnheiten überlegenswert.
So lohnen sich Stromtarife ohne Grundgebühr vor allem für nicht regelmäßig genutzte Gebäude oder Wohnungen. Dazu zählen zum Beispiel Ferienwohnungen, aber auch Gartenlauben oder separate Garagen und andere Nebengebäude.
Überall dort, wo nicht regelmäßig Strom verbraucht wird, rechnet sich manchmal ein Tarif ohne Grundgebühr, da bei einem Standarttarif die Fixkosten auch gezahlt werden müssten, wenn gar kein Strom verbraucht wird.
Unter Umständen kann ein Stromvertrag ohne Grundgebühren auch von Vorteil sein, wenn der Stromverbrauch grundsätzlich sehr gering ist. Doch auch in diesem Fall lautet die Devise – gut vergleichen, denn der bei einem Tarif ohne Grundgebühr höhere Arbeitspreis ist meist vom tatsächlichen Stromverbrauch abhängig. Je weniger Strom verbraucht wird, desto höher ist meist der Arbeitspreis.
Im Normalfall, also für ständig bewohnte Gebäude und Wohnung mit einer normalen Haushaltsnutzung sind Standarttarife mit Grundgebühr meist die günstigere Variante, da bei einem Tarif ohne Grundgebühr der Arbeitspreis für den Strom entsprechend höher ist, sodass bei regelmäßigem Stromverbrauch dieser Mehrpreis die normalerweise erhoben Grundgebühr übersteigen würde.
Was ist der Grundpreis und warum ist er verbrauchsunabhängig?
Bei Standartverträgen wird der Stromverbrauch in der Regel durch monatliche Abschläge bezahlt. Dazu wird der voraussichtliche Stromverbrauch im gesamten Kalenderjahr zugrunde gelegt.
Am Ende des Jahres erhalten die Verbraucher dann eine Endabrechnung, in der der genaue Jahresverbrauch erfasst ist, aus dem sich dann bei zu geringen Abschlagszahlungen eine eventuelle Nachzahlung oder bei zu hohen Abschlagszahlungen eine Erstattung ergibt.
Die Stromkosten setzen sich dabei aus zwei Kostenvariablen zusammen – dem Grundpreis und dem Verbrauchspreis. Der Verbrauchspreis, manchmal auch als Arbeitspreis bezeichnet, bezieht sich auf den tatsächlichen Stromverbrauch und wird pro verbrauchte Kilowattstunde berechnet. Ein hoher Stromverbrauch führt also zu hohen Stromkosten, bei einem geringen Verbrauch sind die Kosten entsprechend niedrig.
Die zweite Kostenvariable bei Standarttarifen ist der sogenannte Grundpreis. Über den Grundpreis rechnet der Stromanbieter seine fixen Kosten zur Bereitstellung des Stroms ab. Daher handelt es sich beim Grundpreis immer um eine feste Summe, die monatlich vom Verbraucher zu entrichten ist. Diese Gebühr fällt unabhängig vom tatsächlichen Stromverbrauch immer in gleicher Höhe an und muss selbst dann gezahlt werden, wenn Sie in einem Monat tatsächlich gar keinen Strom verbrauchen.
Welche Stromanbieter bieten Tarife ohne Grundpreis?
Stromtarife ohne Grundgebühr gibt es nicht bei jedem Anbieter. Nur sehr wenige Stromanbieter haben diese Tarife in ihrem Portfolio, denn für die allermeisten Verbraucher lohnt es sich nicht einen solchen Vertrag abzuschließen.
Wenn überhaupt werden Sie allenfalls bei den regionalen Anbietern fündig. So bieten zum Beispiel RWE und die Tochtergesellschaft enviaM Tarife ohne Grundgebühr an. Im Zweifelsfall sollten Sie sich daher bei dem für Ihre Region zuständigen Regionalanbieter informieren.
Alternativen Stromtarif bestimmen
Egal ob Sie einen Stromtarif ohne Grundgebühr oder einen Standarttarif mit Grundpreis und Arbeitspreis suchen, es ist immer sinnvoll einige Tarife miteinander zu vergleichen. Selbst wenn Sie einen Stromvertrag für ein Gebäude suchen, wo nicht ständig Strom gebraucht wird, ist es sinnvoll alternativ auch Standarttarife für das Objekt zu vergleichen.
Je weniger Strom Sie innerhalb eines Jahres verbrauchen, desto höher wird der Strompreis in einem Tarif ohne Grundgebühr. Es kann also durchaus sein, dass ein Standarttarif trotz regelmäßig zu zahlendem Grundpreis insgesamt die günstigere Variante ist.
Ob ein Stromtarif ohne Grundgebühr für Sie infrage kommt, hängt in erster Linie von Ihrem persönlichen Jahresverbrauch ab. Diesen können Sie der letzten Jahresabrechnung entnehmen und als Berechnungsgrundlage verwenden. Dabei sollten Sie Tarife mit und ohne Grundgebühr miteinander vergleichen, denn nur so erfahren Sie, ob ein Stromvertrag ohne Grundgebühr für Sie und Ihren individuellen Stromverbrauch tatsächlich die günstigste Variante ist.